Wenn es darum geht, den passenden Job zu finden, machen wir uns oft Druck: Unter der Annahme, es gäbe nur den einen richtigen Beruf, scannen wir unser Umfeld nach dieser einen beruflichen Möglichkeit, dieser einen Leidenschaft. Doch was ist, wenn es mehr als einen passenden Job gibt? Wenn es viele Jobs gibt, die teilweise passen und sich ergänzen können? Aus meiner eigenen Erfahrung und meiner Beobachtung möchte ich drei Glaubenssätze mit dir teilen, die dich auf der Suche nach einem passenden Job hemmen. Wenn du diese Glaubenssätze aufdeckst, kannst du es vermeiden, bei der Jobsuche zu verzweifeln.
„Ich muss meine Berufung finden, um einen passenden Job zu bekommen“
„Finde deine Berufung und dann wirst du glücklich! Was ist deine große Leidenschaft? Finde sie heraus und mache sie zum Beruf und dann ist alles gut“. Diesen Ratschlag hast du vielleicht auch schon gehört. Doch was ist, wenn du keine Leidenschaft hast oder wenn du besonders viele Leidenschaften hast? Durch den Glauben, es gäbe nur diesen einen passenden beruflichen Weg, verschließen wir uns vor anderen Möglichkeiten. Oder wir verzweifeln daran, dass wir diesen einen passenden Job nicht finden können.
Um ein Beispiel von mir zu geben, so habe ich früher immer gedacht, ich müsse unbedingt Beraterin werden. Ich war so sehr auf dieses Berufsbild fixiert, dass ich nicht nach links und rechts geschaut habe und somit keine anderen Möglichkeiten zugelassen habe. Das damit verknüpfte Weltbild ist, dass es einen einzigen passenden Job gibt, den es zu finden gilt.
Doch die Wahrheit ist: Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten und wir können wählen. Wir müssen nicht von heute auf morgen unsere eine Berufung entdecken. Viel mehr geht es darum, unseren beruflichen Weg kontinuirlich zu hinterfragen und wo nötig anzupassen. Ich kenne in meinem Umfeld einige Menschen, die mehr als einen Job haben. Nicht, um mehr Geld zu verdienen, sondern um all ihre Interessen auszuleben. Kennst du auch solche Menschen?
„Es gibt keinen passenden Job für mich“
Auf der anderen Seite steht der Glaubenssatz „Der Job ist da, um Geld zu verdienen, nicht um sich selbst zu verwirklichen. Es geht nicht darum, einen passenden Job zu finden, weil man davon sowieso nicht leben kann. Was ich in meiner Freizeit gerne mache, ist privat und hat nichts mit dem Beruflichen zu tun. Von einer „Leidenschaft“ wie Kunst, Kreativität oder Geschichte kann man sowieso nicht leben.“
Mit einer solchen Denkweise erlaubst du dir nicht einmal, dass es einen passenden Beruf für dich geben kann. Menschen, die einen für sie passenden Beruf gefunden haben, haben dann einfach nur Glück gehabt oder sind Ausnahmen. Aber für dich kann das nicht gelten.
Glaubenssätze dieser Richtung werden häufig aus dem Elternhaus übernommen: In früheren Generationen stand berufliche Selbstverwirklichung nicht so weit oben in der Prioritätenliste. Damals war es wichtiger, genug Sicherheit in Form von einem Dach über dem Kopf, Essen und Trinken zu gewährleisten. Somit ist ein verständlicher Ansatz, dem Job vor allem das Geld verdienen und die Sicherheit zuzuschreiben.
Doch wie viele berühmte Beispiele zeigen, kann man auch mit einer vermeintlich „brotlosen Kunst“ für seinen Lebensunterhalt sorgen: Joanne K. Rowling ist mit ihren Harry Potter Romanen die erfolgreichste britische Autorin der Gegenwart. Deutschland bringt eine bedeutsame Anzahl an preisgekrönten Künstlerinnen hervor, wie zum Beispiel Anne Imhof, deren Performances sich auf der ganzen Welt großer Beliebtheit erfreuen. Natürlich gehört zu solchen Erfolgen viel hart Artbeit und auch der ein oder andere glückliche Zufall.
„Ich habe das gelernt, also muss ich diesen Job machen “
Kannst du dich noch an die Schulzeit erinnern? Vormittags die Schulbank drücken und nachmittags nach den Hausaufgaben mit den Freunden treffen. Ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben meistens. Die Schule hat uns Struktur gegeben, es war klar, was zu ist: Für die nächste Klausur lernen, das Referat vorbereiten, die Hausaufgaben machen.
Nach dem Abitur wird dann erstmal gefeiert, die freie Zeit genossen, vielleicht auch ein Jahr Pause gemacht. Doch irgendwann fragt sich jeder, wie es weitergehen soll. Welches Studium passt zu mir? Oder soll ich lieber eine Ausbildung machen? Eine schwieige Entscheidung, denn jetzt sagt niemand mehr, was zu tun ist. Die Entscheidung wird oft davon beeinflusst, was die Freunde machen oder was die Eltern sagen.
Welche Berufsfelder wirklich in Verbindung mit dem gewählten Studium stehen, und wie diese Berufe dann in der Praxis aussehen, wissen wir häufig nicht, wenn wir uns für ein Studium entscheiden. Somit ist es auch kein Wunder, wenn wir dann plötzlich feststellen, dass ein Beruf ganz anders ist, als wir es uns vorgestellt haben, oder wenig mit den thoretischen Inhalten des Studiums zu tun hat. Es ist also ok, wenn du irgendwann feststellst, dass du jetzt eigentlich gern etwas ganz anderes machen möchtest.
Die Berufswelt der Zukunft wird immer dynamischer. Jobs werden nicht mehr jahrzentelang gemacht, sondern sind im Wandel und ändern sich stetig. Die Anforderungen an unsere Jobs werden immer komplexer. Für Unternehmen wird es gleichzeitig immer schwieriger, langfristig planen zu können und somit werden Jobs auch oft nur noch für küzere (befristete) Zeiträume vergeben. Oft nehmen sich Unternehmen auch die Freiheit, Freelancer zu beschäftigen, die nur für den benötigten Zeitraum engagiert werden.
Dies führt dazu, dass es für viele Menschen „gefühlt“ weniger Sicherheit gibt. Doch auf der anderen Seite gibt uns diese Dynamik die Möglichkeit, viele neue Dinge auszuprobieren und auch als Quereinsteiger neue Berufsfelder zu entdecken. Nur weil du eine Ausbildung in einem bestimmten Feld hast, heißt das nicht, dass du keine Chance hast, in einen anderen Bereich hineinzukommen. Egal, wie alt du bist, wie viel Zeit du schon in ein Studium gesteckt hast, oder was du studiert hast, du kannst immer neu wählen.
Hast du einen dieser 3 Glaubenssätze bei dir identifiziert? Dann ist der nächste Schritt ins Feld der Möglichkeiten einzusteigen und dich selbst anhand von Beweisen davon zu überzeugen, was alles möglich ist. Hol dir den kostenfreien Berufsfinder, um damit sofort loszulegen.