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Der Weg in die Selbstständigkeit: Freiheit oder Sorgenquelle?

Glaubt man Umfragewerten, so können sich über 60% der jungen deutschen Bevälkerung vorstellen, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Der Grund, warum es die meisten doch nicht tun, sondern sich in 5 Jahren eher im Angestelltenverhältnis sehen, ist zum einen mangeldendes Know-How und fehlende Vorbilder (insbesondere weibliche). Auf der anderen Seite ist das Image der Selbstständigkeit in Deutschland nicht gerade gut: Das Sprichwort „Selbstständigkeit bedeutet selbst und ständig“ beschreibt eine vermeintliche Weisheit. Diese wird hierzulande wenig hinterfragt.

Sorgenquellen minimieren

Dabei bringt eine Selbstständigkeit, gerade in jungen Jahren, eine unglaubliche Möglichkeit zu wachsen und zu lernen. Die Herausforderung an dieser Stelle ist, dass diese Lernkurve von überlebensnotwendigen Instinkten überschattet wird. Die erste Frage, die sich die meisten Menschen stellen ist: Werde ich genug Geld verdienen, um die Miete bezahlen zu können? Damit solche Sorgenquellen minmiert werden können, ist es ratsam sich mit seiner finanziellen Situation intensiv auseinander zu setzen.

Sei es die Gründung eines eigenen Unternehmens oder das Arbeiten als Freiberuflicher: Wer den Weg in die Selbstständigkeit bereits früh nach der Ausbildung oder dem Studium wagt, hat sich bestenfalls noch nicht an ein hohes Gehalt, Firmenwagen, exkluisve Hotels oder ähnliches gewohnt. Auch die Mitgliedschaft in teuren Fitnessclubs, regelmäßige Restaurantbesuche und der tägliche Coffee to go sind im Studentenalltag normalerweise nicht präsent. Wir passen unseren Lifestyle proportional zu unserem Einkommen an. Und wer höhere Ausgaben hat, fragt sich natürlich zweimal mehr, ob er es für realistisch hält, diese allein zu erwirtschaften.

Niedrigere Lebenshaltungskosten sind also schon mal eine gute Vorraussetzung während der Gründung bzw. Selbstständigkeit weniger Geldsorgen zu haben. Denn das „ständig“ ist eine Anspielung auf das viele Arbeiten, das notwendig ist, um seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Wer mit dem Gedanken spielt, sich selbstständig zu machen, sollte sich daher über seine Finanzen sehr klar werden: Wie viel Geld brauche ich monatlich? Was davon kann ich reduzieren oder streichen? Ist es mir was ich an Luxus und Komfot einbüße das was ich potenziell gewinne (die Lernkuve, Erfahrungen, etc.) wert?

Sicherheit vs. Freiheit

Wer den Weg in die Selbstständigkeit wagt, gibt etwas Sicherheit für etwas Freiheit auf. Deutschland ist ein Angestellten Land, in dem Sicherheit tendenziell eine wichtige Rolle im Leben der meisten Menschen spielt. Mit Blick auf die Zukunft lässt sich jedoch prognostizieren, dass Unternehmen flexibler und projektbasierter arbeiten werden, um der schnellen Dynamik unserer Zeit Rechnung zu tragen und überlebensfähig zu bleiben. Auch die Corona Pandemie hat uns gezeigt, dass die absolute Sicherheit eine Illusion ist. Jobs in verschiedenen Bereichen, allen voran dem Tourismus Sektor müssen abgebgaut werden, weil die Nachfrage eingebrochen ist. Diese Entwicklung zeigt uns, dass kein Job zu 100% sicher ist und dass es eine solche Garantie einfach nicht geben kann.

Als Selbststäniger bzw. Gründer hat man natürlich auch keine Sicherheit, aber man ist selbst verantwortlich, mit den Auswirkungen und Unischerheiten umzugehen. Somit hat man Entscheidungen und den Erfolg selbst in der Hand und kann selbstwirksam agieren. Mit potenziellem Erfolg kommt jedoch gleichzeitig die Möglichkeit für potenziellen Misserfolg. Und diese Angst vor dem Scheitern und die damit verbundenen Sorgen ist eine weitere große Hürde, warum viele Menschen das Abenteuer Selbstständigkeit nicht wagen. An dieser Stelle ist die Sichtweise „Es gibt keine Fehler, es gibt nur Feedback“ hilfreich. Von jedem Misserfolg kann gelernt werden. Sie sind der Grund warum die meisten richtigen Erfolge überhaupt stattfinden können. Woher sollte man auch sonst wissen, wie man etwas richtig gut oder besser machen kann?

Mein persönliches Fazit

Habe ich vor meiner Selbstständigkeit als Teil eines Teams gearbeitet, so arbeite ich nun auf mich allein gestellt. Das bedeutet, dass ich für alles selbst verantwortlich bin. Dadurch lerne ich viel, musste mir meine eigenen Stukturen und Ziele schaffen, meinen Kalender mit sinnvollen Aktivitäten füllen. Ich entscheide selbst, wann ich was mache und wie viel davon. Wenn ich einen schlechten Tag habe, schlafe ich länger. Habe ich einen guten Tag, arbeite ich auch am Wochenende ein paar Stunden. Wenn ich in den Urlaub will, muss ich niemanden um Erlaubnis bitten. Habe ich eine schwierige Herausforderung, bin ich erstmal alleine, habe keine Teamkollegen, mit denen ich schnell brainstormen kann.

Diesen Teil des „selbst“ habe ich insbesondere im Lockdown der Corona Pandemie zu spüren bekommen. Doch auch hierfür gibt es Lösungen: Die Vernetzung und das Sprechen mit anderen Gründern, Selbstständigen oder Freunden bringt einen auf neue Gedanken. Zeit und Reflexion, Pausen helfen die Dinge zu verarbeiten. Manchmal lösen sich Probleme auch von ganz alleine.

Meine persönliche Reflexion ist daher: Freiheit und Sorgen wechseln sich ab. Doch alles was ich bisher gelernt habe, die Menschen die ich kennengelernt habe, die persönliche Entwicklung, die ich erfahren habe, sind es definitiv wert. Das Auf und Ab gehört zum Leben dazu.

Soll ich mich auch trauen?

Falls du dich mit dem Gedanken beschäftigst, den Weg in die Selbstständigkeit einzuschlagen, ist es wichtig, dass du dich mit dir selbst auseinander setzt. Dich fragst, was du wirklich zum Leben brauchst, was du bereit bist, zu „opfern“. Dich ebenso fragst, ob du die Komfortzone verlassen möchtest, dich vielleicht sogar dazu zu zwingen. Denn wie wir alle wissen, ist das der Ort, an dem wahres Wachstum stattfindet.

Hier kannst du herausfinden, wie es beruflich für dich weitergehen kann.