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Selbstmanagement

Warum Perfektionisums schädlich für deine Karriere ist und was du dagegen tun kannst

„Irgendwo in der Excel Tabelle könnte sich noch ein Fehler verstecken. Ich sollte erst sicher sein, dass alles richtig ist, bevor ich es zur Durchsicht an meinen Chef weitergeben kann. Es wäre ganz schön peinlich, wenn jemand rausfindet, dass ich das eigentlich gar nicht kann“. An diese Gedanken kann ich mich noch gut erinnern. Sie stammen aus der Zeit, als ich ein Praktikum im internationalen Account Management bei einem großen Konzern gemacht habe und täglich mit rießigen Excel Tabellen voller Daten zu tun hatte. Im Nachhinein betrachtet habe ich einen schädlichen Perfektionismus an den Tag gelegt. Ich möchte Dir in diesem Artikel erklären, warum dieses Verhalten schädlich sein kann und wie du dich davon befrein kannst.

Was genau ist Perfektionismus eigentlich?

An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen: Bei Perfektionismus geht es nicht darum, gesunde Leistung und Wachstum zu erzielen. Ein gesundes inneres Streben fragt sich: „Wie kann ich mich verbessern?“ Perfektionismus hingegen ist nach außen gerichtet: „Wenn ich perfekt aussehe, wenn ich perfekte Arbeit leiste, dann werde ich gemocht“. Es geht also im Kern darum, Anerkennung und Bestätigung von außen zu erhalten. „Was werden die anderen denken?“ Im meinen oben genannten Beispiel wollte ich Bestätigung von meinem damaligen Chef für fehlerfreie Arbeit erhalten. Ich wollte Kritik vermeiden, falls ich einen Fehler machen sollte. Perfektionismus ruht also auch darin, unangenehme Gefühle wie Kritik, Beurteilung oder Scham entgehen zu wollen.

Doch wenn wir dieses Szneario weiterspinnen, lässt sich feststellen: Es wird immer Beurteilung oder Kritik geben, ganz egal wie viel „Mühe und Perfektion“ wir in eine Sache gesteckt haben. Das liegt darin, dass unser menschliches Gehirn automatisch Dinge bewertet und wir dieser Tatsache nicht entkommen können. Zudem ist Perfektion ansich eine Illusion. Es wird immer etwas geben, was in der Wahrnehmung anderer als „nicht perfekt“ aufgenommen werden kann. Wir können diese äußere Wahrnehmung nicht kontrollieren. Wer bestimmt schon, wann etwas perfekt ist?

Als Konsequenz von äußeren Bewertungen verstärkt sich der Perfektionismus Gedanke: Unweigerlich können wir Kritik und Tadel erhalten, egal wie viel Mühe wir uns geben. Der Gedanke, wir haben Kritik aufgrund unserer fehlenden Perfektion erhalten, ist ein Trugschluss, der uns dazu führt noch mehr im Außen zu sein. Noch mehr danach zu streben, keine Fehler zu machen und „perfekt zu sein“.

Die Folgen eines solchen Verhaltens sind vielfätig. Zum einen führt es zu Prokastination. Wir haben keine Lust Dinge zu Ende zu bringen, weil wir fürchten, es muss noch mal überarbeitet werden oder wir fangen gar nicht erst damit an, weil wir einen rießigen Berg an Arbeit sehen. Wir verbringen ewige Zeit an einer Aufgabe, die es möglicherweise gar nicht wert ist und fühlen uns gelähmt. Brené Brown, die über Verletzlichkeit forscht und dazu auch tolle Bücher geschrieben hat, belegt zudem, dass Perfektionismus unsere Kreativität unterbindet. Wenn wir uns vorranging an Details orientieren, setzt ein enger Tunnelblick ein. Dieser hindert uns daran, das Große Ganze im Blick zu behalten und somit einen offenen Blickwinkel zu halten.

Fehler sind für unseren Erfolg unentbehrlich

Die Angst vor Fehlern ist es, die den Perfektionismus nährt. Doch wer erfolgreich und erfüllt sein möchte, kommt an Fehlern gar nicht vorbei. Durch Fehler lernen wir und können uns weiterentwickeln. Durch sie entsteht wahres Wachstum. Man muss nicht von Anfang an wissen, wie alles fehlerfrei und richtig geht. Ein schönes Zitat dazu kommt von Dietrich Bonnhoefer und besagt:“Den größten Fehler, den man im Leben machen kann ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“

„Alles hat Risse. Auf diese Weise tritt das Licht ein ein.“

Leonard Cohen (Musiker), The Future

Dieses Zitat beschreibt auf eine wundervolle Art, wie wir lernen können unserem Perfektionismus weniger Raum zu geben. Weg von der Einstellung „Was werden die Leute von mir denken“ hin zu „Ich akzeptiere meine Schwachstellen und bin mit ihnen gut genug“. Das schöne an der Natur ist doch, dass wir alle unterschiedlich sind und dass jeder Unzulänglichkeiten (Risse) hat. Ein alter Baum sieht deswegen so beeindruckend aus, weil er durch Wind und Wetter geformt wurde und dadurch auch seine Schönheitsfehler und Risse hat. Aber durch sie kann Licht strömen, das für den Baum und sein Wachstum unabdingbar ist.